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6 Grundregeln zur Freigabe eines Experten-Interviews

Ein Experte aus Ihrem Haus hat ein Interview mit einem Medium geführt, jetzt erhalten Sie den Korrekturabzug. Im Freigabeprozess werden Feinheiten ausgearbeitet, oft aber auch Knackpunkte verhandelt. Ein paar Grundregeln helfen dabei, dass der Prozess alle Beteiligten zufriedenstellt.

  1. Haben Sie Vertrauen in den Redakteur

Grundsätzlich gilt: Der Redakteur braucht redaktionelle Freiheit. Auch wenn es schwerfallen mag, die Kontrolle abzugeben und auf seine Verantwortung zu vertrauen – tun Sie es. Sie haben sich nicht ohne Grund für ein Interview mit genau diesem Medium entschieden.

Zu diesem Zeitpunkt kennen Sie den üblichen Ton des Mediums und wie es bisher über Unternehmen und das betreffende Thema berichtet hat. Sofern sich Ihr Unternehmen nicht aktuell in einer Krisensituation oder einem Skandal befindet, haben Sie also wenig Grund zur Sorge.

Alle Bestrebungen in Richtung Mikromanagement und Versuche, die Kontrolle zu sehr an sich zu reißen, werden in einem geschädigten Verhältnis zum Journalisten und schlimmstenfalls sogar zur Redaktion enden.

  1. Weniger Korrektur ist mehr

In keinem Fall sollten Sie die Fragen des Redakteurs verändern, weder inhaltlich noch in der Reihenfolge. Denn das führt dazu, dass er sich bevormundet fühlt.

Sie haben durch Ihre Antworten immer die Möglichkeit, den Kontext in eine Richtung zu lenken, die Ihre Botschaft gut vermittelt. Hier sollten Sie also in der Vorbereitung um die Fragen bitten, sodass Sie und der Experte aus Ihrem Haus vorab festlegen können, welche Aspekte in der Beantwortung eingebracht werden. Dadurch vermeiden Sie Konflikte in der Korrekturschleife.

Aber: Nicht immer wird der Redakteur bereit sein, Ihnen vorab seinen Fragenkatalog zur Verfügung zu stellen. Und selbst, wenn doch: Nicht immer wird er sich stoisch daran halten.

Im Fall, dass eine Korrektur notwendig ist, sollten Sie sehr bedacht vorgehen und sich diese Frage stellen: Wie viel Korrektur ist wirklich erforderlich, um Ihre Botschaft zu vermitteln oder den Ruf Ihres Unternehmens zu wahren? Bei klaren Fehlern, wie beispielsweise falsch geschriebenen Namen, einer falsch zitierten direkte Rede oder sachlichen Falschdarstellungen, ist eine Korrektur gerechtfertigt und notwendig. Aber gerade bei inhaltlichen Feinheiten sollten Sie sehr genau abwägen: Schadet diese Formulierung wirklich Ihrem Unternehmen oder schadet die Korrektur eher Ihrer Beziehung zum Medium?

  1. Rechtschreibfehler: Beachten Sie die Unterschiede zwischen Publikums- und Fachmedien

In puncto Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik sind die Gepflogenheiten von Medium zu Medium unterschiedlich. In großen Publikumsmedien gibt es nach dem Abstimmungsprozess ein Lektorat, das final redigiert. Hier sollten Sie also keinesfalls jedes falsch gesetzte Komma beanstanden, um nicht belehrend zu wirken.

Bei Fachmedien hingegen ist ein eigenes Lektorat nicht immer gegeben. Manche Redakteure sind daher teilweise sogar dankbar, wenn Sie Fehler ausbessern. Wir empfehlen: Fragen Sie vorab ganz offen, wie die Redaktion es handhaben möchte.

  1. Verabschieden Sie sich von der Marketer-Denke

Ein Interview ist ein organischer Prozess. Ein Gespräch zwischen zwei Menschen, das nicht gescripted ist, sondern auch Raum für Authentizität und Persönlichkeit lässt. Genau deshalb ist ein Interview ein so besonders wirkungsvolles Instrument für Ihre Markenbildung und die Darstellung der Expertise Ihres Unternehmens. Weil eine Person aus Ihrem Unternehmen prominent auftritt, ohne den Eindruck einer Werbemaßnahme zu erwecken.

Verabschieden Sie sich für diesen Prozess also bewusst von der werblichen Darstellung Ihrer Marke und Ihrer Produkte. Der Anspruch, ein Interview so glatt zu ziehen und zu steuern, wie es bei einer Werbekampagne der Fall ist, ist schlicht und einfach unrealistisch. Die Folge ist häufig auch eine drastische Steigerung der Langeweile, die Leser vergrault und ein negatives Gefühl hinterlässt. Sie sabotieren sich also selbst, wenn Sie versuchen, das Ergebnis nachträglich „durchzuoptimieren“.

Daher unser Rat: Verabschieden Sie sich von Marketer-Denke, weg vom Perfektionismus. Nicht in jedem Satz muss die Werbebotschaft Ihres Unternehmens klar herausstechen. Viel wichtiger ist die Authentizität und Glaubwürdigkeit Ihres Experten. Außerdem sollte der Gesamteindruck stimmen. Fragen Sie sich also am Ende: was bleibt beim Publikum hängen, was prägt sich ein? Wie lautet die Quintessenz?

  1. Das Interview absagen – wann Sie den Schritt gehen sollten

Ein bereits geführtes Interview zu widerrufen ist die höchste Eskalationsstufe. Ziehen Sie das nur in Erwägung, wenn Ihr Unternehmen durch die Veröffentlichung einen Schaden zu erwarten hat. Beispielsweise wenn Antworten aus dem Kontext gerissen oder Informationen vorsätzlich falsch dargestellt wurden.

Natürlich sollten Sie Raum lassen für angebrachte Kritik, kritische Fragen und auch mal etwas Ironie seitens des Redakteurs. Andernfalls wird aus einem authentischen Interview schnell ein zähes, schwer verdauliches Advertorial, dass die Leser ignorieren.

Unterscheiden Sie also bedacht zwischen kleinen investigativen Provokationen und einer tatsächlichen Gefahr für den Ruf Ihres Unternehmens.

  1. Ein Belegexemplar erfragen

Das Interview ist von allen Seiten abgesegnet und geht planmäßig in die Veröffentlichung. Leider sind jedoch die Medien, die unaufgefordert ein Exemplar der Ausgabe zusenden, die Ausnahme. Beispielsweise bei Tageszeitungen ist das wegen der hohen Taktung keineswegs Standard, daher sollten Sie es auch nicht verlangen. Hier ist es deutlich sinnvoller, den kurzen Abstecher zum Kiosk schnell selbst zu erledigen.

Bei Fachmedien, die üblicherweise in größeren Abständen veröffentlichen, ist es hingegen sinnvoll, in den letzten Zügen des Abstimmungsprozesses nach einem Belegexemplar zu fragen. Gerade wenn Sie keine Medienbeobachtung beauftragen, ist das empfehlenswert.

Management Summary

Beim Freigabeprozess eines Experteninterviews ist weniger tatsächlich mehr. Begrenzen Sie Ihre Korrektur auf einem Minimum und vertrauen Sie dem Redakteur sowie dem natürlichen Interview-Prozess. So schließen Sie die Freigabe konfliktfrei ab und können sich anschließend auf eine tolle Veröffentlichung, wie auch auf ein gestärktes Verhältnis zu einem für Ihr Unternehmen wichtiges Zielmedium freuen.

Wann es überhaupt erst zu einer Interviewfreigabe kommt, erfahren Sie in unserem Beitrag “4 ungeschriebene Gesetze: Wann die Interviewfreigabe üblich ist und wann nicht” .

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Ein Experte aus Ihrem Haus hat ein Interview mit einem Medium geführt, jetzt erhalten Sie den Korrekturabzug. Im Freigabeprozess werden Feinheiten ausgearbeitet, oft aber auch Knackpunkte verhandelt. Ein paar Grundregeln helfen dabei, dass der Prozess alle Beteiligten zufriedenstellt.

  1. Haben Sie Vertrauen in den Redakteur

Grundsätzlich gilt: Der Redakteur braucht redaktionelle Freiheit. Auch wenn es schwerfallen mag, die Kontrolle abzugeben und auf seine Verantwortung zu vertrauen – tun Sie es. Sie haben sich nicht ohne Grund für ein Interview mit genau diesem Medium entschieden.

Zu diesem Zeitpunkt kennen Sie den üblichen Ton des Mediums und wie es bisher über Unternehmen und das betreffende Thema berichtet hat. Sofern sich Ihr Unternehmen nicht aktuell in einer Krisensituation oder einem Skandal befindet, haben Sie also wenig Grund zur Sorge.

Alle Bestrebungen in Richtung Mikromanagement und Versuche, die Kontrolle zu sehr an sich zu reißen, werden in einem geschädigten Verhältnis zum Journalisten und schlimmstenfalls sogar zur Redaktion enden.

  1. Weniger Korrektur ist mehr

In keinem Fall sollten Sie die Fragen des Redakteurs verändern, weder inhaltlich noch in der Reihenfolge. Denn das führt dazu, dass er sich bevormundet fühlt.

Sie haben durch Ihre Antworten immer die Möglichkeit, den Kontext in eine Richtung zu lenken, die Ihre Botschaft gut vermittelt. Hier sollten Sie also in der Vorbereitung um die Fragen bitten, sodass Sie und der Experte aus Ihrem Haus vorab festlegen können, welche Aspekte in der Beantwortung eingebracht werden. Dadurch vermeiden Sie Konflikte in der Korrekturschleife.

Aber: Nicht immer wird der Redakteur bereit sein, Ihnen vorab seinen Fragenkatalog zur Verfügung zu stellen. Und selbst, wenn doch: Nicht immer wird er sich stoisch daran halten.

Im Fall, dass eine Korrektur notwendig ist, sollten Sie sehr bedacht vorgehen und sich diese Frage stellen: Wie viel Korrektur ist wirklich erforderlich, um Ihre Botschaft zu vermitteln oder den Ruf Ihres Unternehmens zu wahren? Bei klaren Fehlern, wie beispielsweise falsch geschriebenen Namen, einer falsch zitierten direkte Rede oder sachlichen Falschdarstellungen, ist eine Korrektur gerechtfertigt und notwendig. Aber gerade bei inhaltlichen Feinheiten sollten Sie sehr genau abwägen: Schadet diese Formulierung wirklich Ihrem Unternehmen oder schadet die Korrektur eher Ihrer Beziehung zum Medium?

  1. Rechtschreibfehler: Beachten Sie die Unterschiede zwischen Publikums- und Fachmedien

In puncto Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik sind die Gepflogenheiten von Medium zu Medium unterschiedlich. In großen Publikumsmedien gibt es nach dem Abstimmungsprozess ein Lektorat, das final redigiert. Hier sollten Sie also keinesfalls jedes falsch gesetzte Komma beanstanden, um nicht belehrend zu wirken.

Bei Fachmedien hingegen ist ein eigenes Lektorat nicht immer gegeben. Manche Redakteure sind daher teilweise sogar dankbar, wenn Sie Fehler ausbessern. Wir empfehlen: Fragen Sie vorab ganz offen, wie die Redaktion es handhaben möchte.

  1. Verabschieden Sie sich von der Marketer-Denke

Ein Interview ist ein organischer Prozess. Ein Gespräch zwischen zwei Menschen, das nicht gescripted ist, sondern auch Raum für Authentizität und Persönlichkeit lässt. Genau deshalb ist ein Interview ein so besonders wirkungsvolles Instrument für Ihre Markenbildung und die Darstellung der Expertise Ihres Unternehmens. Weil eine Person aus Ihrem Unternehmen prominent auftritt, ohne den Eindruck einer Werbemaßnahme zu erwecken.

Verabschieden Sie sich für diesen Prozess also bewusst von der werblichen Darstellung Ihrer Marke und Ihrer Produkte. Der Anspruch, ein Interview so glatt zu ziehen und zu steuern, wie es bei einer Werbekampagne der Fall ist, ist schlicht und einfach unrealistisch. Die Folge ist häufig auch eine drastische Steigerung der Langeweile, die Leser vergrault und ein negatives Gefühl hinterlässt. Sie sabotieren sich also selbst, wenn Sie versuchen, das Ergebnis nachträglich „durchzuoptimieren“.

Daher unser Rat: Verabschieden Sie sich von Marketer-Denke, weg vom Perfektionismus. Nicht in jedem Satz muss die Werbebotschaft Ihres Unternehmens klar herausstechen. Viel wichtiger ist die Authentizität und Glaubwürdigkeit Ihres Experten. Außerdem sollte der Gesamteindruck stimmen. Fragen Sie sich also am Ende: was bleibt beim Publikum hängen, was prägt sich ein? Wie lautet die Quintessenz?

  1. Das Interview absagen – wann Sie den Schritt gehen sollten

Ein bereits geführtes Interview zu widerrufen ist die höchste Eskalationsstufe. Ziehen Sie das nur in Erwägung, wenn Ihr Unternehmen durch die Veröffentlichung einen Schaden zu erwarten hat. Beispielsweise wenn Antworten aus dem Kontext gerissen oder Informationen vorsätzlich falsch dargestellt wurden.

Natürlich sollten Sie Raum lassen für angebrachte Kritik, kritische Fragen und auch mal etwas Ironie seitens des Redakteurs. Andernfalls wird aus einem authentischen Interview schnell ein zähes, schwer verdauliches Advertorial, dass die Leser ignorieren.

Unterscheiden Sie also bedacht zwischen kleinen investigativen Provokationen und einer tatsächlichen Gefahr für den Ruf Ihres Unternehmens.

  1. Ein Belegexemplar erfragen

Das Interview ist von allen Seiten abgesegnet und geht planmäßig in die Veröffentlichung. Leider sind jedoch die Medien, die unaufgefordert ein Exemplar der Ausgabe zusenden, die Ausnahme. Beispielsweise bei Tageszeitungen ist das wegen der hohen Taktung keineswegs Standard, daher sollten Sie es auch nicht verlangen. Hier ist es deutlich sinnvoller, den kurzen Abstecher zum Kiosk schnell selbst zu erledigen.

Bei Fachmedien, die üblicherweise in größeren Abständen veröffentlichen, ist es hingegen sinnvoll, in den letzten Zügen des Abstimmungsprozesses nach einem Belegexemplar zu fragen. Gerade wenn Sie keine Medienbeobachtung beauftragen, ist das empfehlenswert.

Management Summary

Beim Freigabeprozess eines Experteninterviews ist weniger tatsächlich mehr. Begrenzen Sie Ihre Korrektur auf einem Minimum und vertrauen Sie dem Redakteur sowie dem natürlichen Interview-Prozess. So schließen Sie die Freigabe konfliktfrei ab und können sich anschließend auf eine tolle Veröffentlichung, wie auch auf ein gestärktes Verhältnis zu einem für Ihr Unternehmen wichtiges Zielmedium freuen.

Wann es überhaupt erst zu einer Interviewfreigabe kommt, erfahren Sie in unserem Beitrag “4 ungeschriebene Gesetze: Wann die Interviewfreigabe üblich ist und wann nicht” .

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