Es ist heutzutage kein Geheimnis mehr, dass die meisten Journalisten und Redakteure das Internet als primäres Recherchemedium nutzen. Folglich hat sich für viele Unternehmen das Veröffentlichen von Nachrichten über Presseverteiler mit möglichst vielen Portalen zur Regel entwickelt. Besonders beliebt darunter sind die zahlreichen kostenlosen Online-Presseportale. Dabei wird jedoch selten die Qualität des Umfelds und die tatsächliche Reichweite bewertet.
Wir sind diesen Themen nachgegangen und haben dafür zwei Online-PR-Anbieter, die Meldungen auf kostenlosen Presseportalen streuen, genauer unter die Lupe genommen.
PR-Gateway
PR-Gateway ist ein Online-PR-Dienstleister, der auf die Veröffentlichung von Pressemitteilungen spezialisiert ist. Im Vordergrund steht der Presseverteiler, der Ihnen Zugriff auf rund 250 Presseportale ermöglicht. Diese sind, um eine bessere Übersicht zu gewährleisten, in branchenspezifische und regionale Untergruppierungen eingeteilt. Darüber hinaus werden Veröffentlichungen auf den Sozialen Medien und auf Google News angeboten. Das Unternehmen bietet Ihnen beim Erstellen von Pressemitteilungen neben dem Einfügen von Bildern und Texten sogar das Einbetten von Videos (zum Beispiel aus Youtube) an.
PR-Gateway verspricht durch den Einsatz von Videos eine höhere Chance, dass Zielgruppen auf Sie aufmerksam werden. Die Kosten bewegen sich je nach Tarif im Rahmen von 49 Euro bis 999 Euro und unterscheiden sich hauptsächlich an der Anzahl der sendbaren Pressemitteilungen. Zusätzlich bietet PR-Gateway eine Veröffentlichung in den sogenannten Premium Portalen. Diese umfassen themenspezifische Blogs sowie Magazine, die eine höhere Reichweiter in Aussicht stellen. Diese Zusatzleistung sorgt für einen Aufpreis, der je nach Portal von 40 Euro bis 250 Euro reichen kann.
Connektar
Connektar ist ein weiterer Dienstleister, der Ihre Pressemitteilung auf kostenlosen Portalen veröffentlicht. Der Verteiler umfasst circa 240 Medien in 27 Rubriken. Anders als PR-Gateway, bietet Connektar Ihnen an, Ihre Pressemitteilung zu verfassen. Ein Service, der auf die Fusion mit OpenPR im Jahr 2018 zurückzuführen ist. Des Weiteren können Sie im Premium-Versandreport die Anzahl der generierten Zugriffe und Backlinks auf dem jeweiligen Presseportal erhalten. Neben einer kostenlosen Testveröffentlichung bewegen sich die Preise im Rahmen von 40 Euro bis 800 Euro und differenzieren sich auch hier an der Anzahl der Versendungen. Im Gegensatz zu PR-Gateway bietet Connektar keine Premiumportale.
Was wir von kostenlosen Online-Presseportalen halten
Problem 1: Zu geringen und unklare Reichweite
Der Versand einer Pressemitteilung über die einschlägigen Anbieter kostet im Paket etwas zwischen 20 und 30 Euro. Die summierten Reichweiten sind allerdings meist gering, sie liegen eher unter 1.000 Kontakten als darüber. Gür eine B2C-Zielgruppe sind das vernachlässigbare Dimensionen angesichts des zwar nicht hohen, aber eben doch vorhandenen Aufwands bei jedem einzelnen Aussand.
Im B2B-Bereich können solche Größenordnungen relevant sein – wenn denn die richtigen Adressaten erreicht werden. Hier darf man annehmen, dass eine B2B-P; auch nur von Menschen aufgerufen wird, die an eben jedem Thema berufliches Interesse haben.
Das generelle Problem ist jedoch: Die Reichweitenangaben basieren auf Selbstauskünften des Anbieters, die kein unabhängiger Dritter verifiziert hat. Wir wissen also nicht, ob sie real und zutreffend sind.
Problem 2: Eher geringwertiges Umfeld
Noch vor einigen Jahren publizierten viele PR-Treibende ihre Inhalte auf den Gratis-Presseportalen, um Bekanntheit zu steigern und SEO-Effekte zu erzeugen. Hohe Platzierung der Pressemitteilung zu Traffic-starken Keywords in den Suchergebnissen sowie Backlinks für die eigene Website. Die Antwort von Google ließ nicht lange auf sich warten: Die Suchmaschine reagierte mit einer Abwertung einzelner Portale sowie einer Abstufung für mehrfach veröffentlichte Text-Doubletten (Duplicate Content). Damit haben die kostenlosen Presseportale und wohl auch ihre Social-Media-Accounts ihre zentrale Funktion verloren. Denn ein hochwertiges redaktionelles Umfeld, das das einzig verbliebene Argument gewesen wäre, konnten sie noch nie bieten.
Daran ändern auch die in den letzten Jahren aufkommenden Fachportale wenig. Journalisten verirren sich ohnehin höchstens zufällig auf solch eine Plattform und wir rechnen nicht damit dass ein Absender einen Image-Gewinn verzeichnen kann, wenn doch einmal eine Redaktion oder ein potenzieller Kunde ihn dort entdeckt. Vielleicht trifft sogar das Gegenteil zu.
Einen Tausendkontaktpreis von 20 oder 30 Euro (plus Aufwand beim Aussand) rechtfertigen die Portale aus unserer Sicht demnach nicht. Das gilt auch dann, wenn sie, wie es manchmal der Fall ist, bei Google News gelistet sind. Das ist zwar grundsätzlich attraktiv, da es nicht ganz trivial ist, dort zu erscheinen – doch kompensiert dieser Vorteil die Nachteile? Wir halten es für unwahrscheinlich.
Fazit
Bevor Unternehmen ihre Inhalte auf kostenlosen Presseportalen streuen, sollten sie jedes Portal im Hinblick auf dessen Leistungsstärke prüfen. Gerade im B2B-Bereich gibt es vereinzelte Portale, die relevant sein können und auch redaktionell betreut werden. In den allermeisten Fällen aber gilt: Eigene Inhalte für die direkte Ansprache der Fachmedien zu nutzen sowie über Owned-Media-Kanäle (wie Website, Newsletter, Blogs oder Social Media) zu veröffentlichen, wird hinsichtlich Reichweite und Reputation die bessere Wahl sein.
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